Zahlen an den Saatgutkonzern KWS, damit mir die Software 365FarmNet KWS-Werbung liefert?

Pflanzenbau-Feldtage der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2018

Vom 12. - 14. Juni 2018 fanden die Feldtage der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) in Bernburg-Strenzfeld in Sachsen-Anhalt statt, eine Art Messe zum Thema Pflanzenbau, zu der dieses Jahr rund 20.000 Besucher, v.a. von landwirtschaftlichen Betrieben kamen. Die 410 Aussteller waren hauptsächlich Produzenten oder Händler von Saatgut, Dünger, Pestiziden, Maschinen und Technik und einige gehörten zu Verbänden. Dieses Jahr war erstmals der Ökologische Landbau auf den DLG-Feldtagen vertreten, jedoch etwas versteckt am Rand des Geländes hinter einer Baumreihe, klar abgetrennt von den restlichen Ausstellern.

Beim Besuch der Messe wird sichtbar, wie viele Unternehmen die Bauern und Bäuerinnen umschwirren, um ihre teils auch überflüssigen Produkte zu verkaufen und Geld mit der Landwirtschaft zu machen, teilweise auf Kosten der Natur. Das sogenannte Agribusiness besitzt in Deutschland den drittgrößten Umsatz (219 Mrd) im verarbeitenden Gewerbe hinter den Herstellern von Kraftfahrzeugen (407 Mrd) und dem Maschinenbau (236 Mrd) (Destatis, 2016).  

Es war interessant zu sehen wie Bayer, der nach der Fusion mit Monsanto der größte Saatgutkonzern sein wird, um ein umweltfreundliches Image ringt und Probleme mit Pestiziden kleinredet: Auf einem großen Bayer-Plakat prangte „nachhaltig landwirtschaften“ und es wurden die Demonstrationsbetriebe „BayerForwardFarms“ vorgestellt, die nachhaltige Landwirtschaft darstellen sollen durch Nutzung der Bayer-Produkte. An einer großen Ausstellungstafel problematisierte Bayer, dass die Kosten für die Entwicklung von chemischen Wirkstoffen steigen, da die Zulassungsvoraussetzungen strenger würden und die Suche nach neuen Mitteln immer länger dauere, da die Möglichkeiten anscheinend schwinden. Ein Mitarbeiter beschwerte sich, dass jetzt auch noch genauere Untersuchungen über die Wirkung von Pestiziden auf das Hormonsystem von Lebewesen gefordert würden. Im Gegensatz dazu fehlen nach Einschätzung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in „Der stumme Frühling – Zur Notwendigkeit eines umweltverträglichen Pflanzenschutzes“ sind einige Zulassungsuntersuchungen sogar noch unzureichend. Es scheint als hätten die chemischen Pestizidhersteller nicht viel Neues zu bieten. Diese Meinung steckt auch in Lutz Stroetmanns Aussage, dessen gleichnamige Firma das größte Saatguthandelsunternehmen Deutschlands ist und der über Lotus Agrar Pflanzenschutz-Generika handelt, also neue, billigere Pestizid-Produkte, die den Originalen im Wesentlichen gleichen: „Die geringe Zahl an echten Produktinnovationen macht deutlich, dass Qualitäts-Generika an Bedeutung zunehmen werden.“

Im Ökolandbereich stellten ökologische Züchter auch die Neuheit – Populationen - im Anbau vor: In diesem Fall Weizenpopulationen vom Dottenfelder Hof. Populationen sind Vielliniengemische und sind daher heterogener als herkömmliche Sorten. Die Sorten sind dafür gedacht, langfristig nachgebaut zu werden und es wird erwartet, dass sie sich durch die Heterogenität besser an den Standort anpassen können und Umweltstress besser abfedern. Auf dem Markt gibt es bisher Populationen von Weizen sowie Mais und Ackerbohnen werden von der Naturland Marktgesellschaft angebaut.

Das Interesse war groß, sich direkt auf der Messe an Computern für die Software 365FarmNet anzumelden, die landwirtschaftlichen Betrieben u.a. Management, Dokumentation und Optimierung der Betriebsabläufe erleichtern soll. 365FarmNet ist eine Tochter des Maschinenherstellers Claas und arbeitet in Deutschland mit 35 Partnern zusammen, die jeweils eigene Angebote haben, die kostenpflichtig als Bausteine hinzugebucht werden können. Auch Saatgutkonzerne sind dabei wie KWS, die einen Maissortenberater vertreiben oder auch Agravis, Claas mit Feldroutenoptimierung und Fotos zur Beobachtung der Vegetationsentwicklung, Yara als Düngehersteller und eine Wetter App. 365FarmNet verzeichnet bereits eine fünfstellige Nutzerzahl und die Software gibt es bereits in 25 Ländern auf 5 Sprachen. Kritisch ist jedoch wie hier eine Masse an Daten von den landwirtschaftlichen Betrieben gesammelt werden kann, die für die Konzerne interessant sind. Durch die Nutzung der Programme werden die Bäuerinnen und Bauern stark an die Industriekonzerne gebunden und werden intensiv der Werbung ausgesetzt, sodass sie zu Käufen und Investitionen gedrängt werden könnten und abhängig von den Produkten der Konzerne werden.

Projektleiterin „Saatgut: Vielfalt in Bauern- und Gärtnerhand“ Svenja Holst